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Nura über Rassismus, ihr neues Album und warum sie ihre alten Songs peinlich findet

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Nura über Rassismus, ihr neues Album und warum sie ihre alten Songs peinlich findet

„Wenn du mich nervst, dann werde ich laut” – Nura im Interview über Rassismus, ihr neues Album und warum sie ihre alten Songs peinlich findet

Nura macht den Mund auf. Sie ist eine Künstlerin, die keine Angst hat, mit ihrer Meinung anzuecken. Ihr neues Album behandelt all die Themen, auf die ihre Hater keinen Bock haben – Feminine Empowerment, kulturelle Aneignung, Migration und Sexismus. Wir haben mit der Rapperin darüber gesprochen, wie man aus Hass-Nachrichten Geld machen kann.

Anm. d. Redaktion: Das Interview mit Nura wurde am 12.09.2023 geführt. 

Überall erlebt man Nura laut, witzig und ungefiltert. Starke Meinung zu großen Themen. Und das seit Beginn ihrer Karriere. Schon mit SXTN kritisierte sie in Songs wie „Ich bin schwarz” quick satirisch die Vorurteile gegenüber der BIPoC Group und widmet sich auch Solo seit ihrem Debütalbum verstärkt politischen und gesellschaftlichen Themen, wie auch auf ihrem aktuellen Album „Periodt”. Millionen Streams, ausverkaufte Touren, ein Bestseller und die Rolle in der preisgekrönten Serie „Die Discounter” sind Beweis für Nuras Erfolg und dass ihre Songs und vor allem Messages Anklang bei ihren Hörer*innen finden.

Dabei ist Nura eine Individual, die nie ihre Wurzeln vergessen hat und sich selbst treu geblieben ist. Ein potenzieller Shitstorm hält sie auch bei 365.000 Follower*innen nicht davon ab, ihre Wahrheit und Meinung zu äußern. Es bestärkt sie eher. Auch in unserem Name sagt die Rapperin klar, was sie nervt, wofür sie dankbar ist, woher sie kommt und was ihr peinlich ist. Trotz der geografischen Entfernung wird so aus einem Interview ein persönliches Gespräch, das beweist, dass Authentizität nicht nur ein Buzzword ist. 

NYLON: Wie wichtig ist es dir heutzutage noch laut zu sein und bist du auch noch wütend oder nimmt das mit der Zeit ab?
Nura: Es ist einfach Commonplace. Es gehört zu meinem Alltag. Letzte Woche bin ich mit einem E-Curler auf der Straße gefahren und da ist mir ein älterer deutscher Mann im Anzug entgegengekommen. Der hat dann seine Einkaufstüte in meinen Weg gelegt, damit ich mich auf den Boden schmeiße. Zu hundert Prozent warfare ich wütend in diesem Second. Ich dachte, entweder kann ich jetzt einen Scheißtag haben, in dem ich anhalte, die Bullen rufen und ein „Karen”-Ding draus mache, so wie er es gemacht hätte, wenn es andersrum gewesen wäre, oder ich scheiß‘ einfach drauf. Ich ärgere mich lieber am Telefon mit einer Freundin, als den Typen fertig zu machen. Natürlich bin ich wütend, wenn solche Sachen passieren und ich lasse mir auch nichts gefallen. Aber nein, ich bin nicht so, dass ich sage, heute muss ich laut werden. Wenn irgendwas passiert und du mich abfuckst, dann werde ich laut.

Du hast in mehreren Interviews gesagt, dass die Themen, über die du rappst, dich auch im Alltag belasten. Frustriert es dich, dass du immer noch die gleichen Rassismus und Sexismus Erfahrungen machst, obwohl du selbst seit Jahren darüber aufklärst?
Es ist schon weniger geworden und frustriert mich nicht. Wenn ich wieder irgendwelche „Particular DMs” bekomme, dann mache ich daraus Content material. Du denkst, du gehst mir jetzt auf den Sack mit deiner Nachricht. Alles klar, ich vermarkte deinen Scheiß. Dann schreibe ich einen Track über dich. Ganz einfach. Das Beste, was du daraus machen kannst, ist damit Kohle machen. Wenn ich die Nachrichten sehe, freue ich mich auch insgeheim, dass ich eine Individual so sauer mache, dass sie mir schreibt. Leute machen sich mehrere Profile, wenn ich sie blockiere. Habibi, das ist schon Fandom so viel Mühe wie du dir gibst. Du liebst mich eigentlich einfach.

Dein „Periodt”-Albumcover hat auf Instagram verschiedene Reaktionen ausgelöst. Was warfare der weirdeste Kommentar?
„Illuminati”. Der kam sehr oft. Ein Mädel hat geschrieben, dass das mit dem Blut schon sehr satanisch sei. Und ich warfare so: Ah okay, wenn ich meine Tage habe, hat es auch was mit Devil zu tun? Du siehst doch, dass ich in meinem Menstruationsblut sitze. Warum muss alles Blut direkt mit Devil zu tun haben? Wir bluten wie Schweine. Manche weniger, manche mehr. Bei mir ist es extrem viel. Das Bild hätte secure auch mein Menstruationsblut sein können, wenn ich da vier Tage gechillt hätte. Im Endeffekt finde ich es bizarre, wenn sich Frauen aufregen und sagen, das sei ein bisschen zu viel Blut. Blutest du nicht einmal im Monat? Du weißt doch, was ich damit gemeint habe, wenn ich das Album „Periodt” nenne und in einer Blutlache chille. Dann weißt du doch ganz bestimmt, dass es nichts mit Devil zu tun hat.

Nura sitzt in Periodenblut„Periodt“ Albumcover 

Du hast in einem Interview für deineMachiavelli Session” erwähnt, dass du dich mit deinen alten Songs von deinem ersten Soloalbum nicht mehr wirklich identifizieren kannst, weil sie teilweise keine richtige Message hatten. Schreibst du Songs heute anders?
Ich kann immer noch belanglose Songs schreiben. Auf jeden Fall. Es ist natürlich einfach nur peinlich, die alten Songs zu spielen, auch wegen der Texte. Du cringest über dich selbst aber auch nur ab, wenn du das wirklich selber geschrieben hast. Eine Rihanna wird, glaube ich, nicht zurückblicken und sagen: Der Track warfare voll peinlich. Bei manchen Texten frage ich mich einfach: Was habe ich da gereimt? Und das habe ich einfach echt oft, zum Beispiel auch jetzt. Mein Album, das jetzt rauskommt, wird für dich neu sein, aber ich kenne das seit eineinhalb/zwei Jahren und für mich ist es alt. Ich will direkt wieder neue Mucke machen. Und ich habe jetzt schon Ideen für andere Projekte. In meinem Kopf ist das Album einfach schon alt. Und dann noch die ganzen Sachen proben. In zwei Monaten werde ich die Lieder nicht mehr mögen. (Anm.d.Purple.: Nura ist vom 5. Oktober bis 18. Oktober auf Mini-Tour) 

Du hast auch Tracks mit deinem Bruder auf dem Album. Wie warfare die Erfahrung für dich?
Warfare witzig, auf jeden Fall. Die Zusammenarbeit warfare entspannt. Er ist auch ein sehr guter Schreiber und auch allgemein ein sehr guter Rapper. Er ist dabei, seinen Weg zu finden. So wie ich das auch gemacht habe. Nach dem dritten Album weiß ich immer noch nicht richtig, in welche Ecke ich mich einordnen würde. Deshalb feiere ich es zu sehen, wie er gerade versucht, seine Musikrichtung zu finden.

In welchem Second hast du für dich realisiert, dass du etwas erreicht hast? Gab es einen „I made it”-Second in deiner Karriere?
Als ich die 1Live Krone gewonnen habe. Das warfare für mich das allererste Mal, dass ich solo was bekommen habe und das warfare auch im selben Jahr, als ich aus meiner Band rausgegangen bin. Das hat mir sehr geschmeichelt und es warfare ein gutes Gefühl. Es hat mir gezeigt, dass eigentlich alles richtig ist, was ich mache. Dass ich jetzt solo durchstarte und diesen Weg gehe. Das warfare auch irgendwie eine Bestätigung aus dem Himmel von Sam, dass ich vielleicht lieber solo weitermachen sollte und einfach das machen sollte, was mein Gefühl mir sagt. Das hat mir complete den Push gegeben. Ab da dachte ich mir: Ich kann alles schaffen. 

Für Menschen, die auch Zeit im Heim verbracht haben, ist es bestimmt inspirierend zu sehen, was du alles erreicht hast.
Ich denke oft darüber nach und frage mich, was die anderen aus dem Heim so machen und ob es allen auch intestine geht. Ob die jemals irgendwo etwas von mir gesehen haben? Und wenn ja, warum melden die sich dann nicht? Bestimmt haben sie gedacht, ich bin gestorben, irgendwie ein Junkie geworden oder sonst was. Was das angeht, hätte alles passieren können. Da bin ich sehr stolz, dass ich nicht irgendwo in der Ecke liege, weil auch das meine Zukunft hätte sein können. Deswegen machen wir auch immer die Heimkinder-Aktion auf Tour. Da können sich die Betreuer*innen bei uns melden und kriegen dann umsonst Karten für die Tour. Weil wir das damals auch nie machen konnten, weil wir nie Geld dafür hatten. Als ich 2019 das erste Mal auf Tour gegangen bin, haben wir das zum ersten Mal gemacht. Abgesehen von der Schweiz und Wien, da sind keine Kinder gekommen. Aber sonst in jeder Stadt und dieses Jahr auf Tour, haben wir die auch alle da.

POC Frau mit Hund

Ist die Aufregung anders beim Album Launch als, wenn eine neue Staffel rauskommt?
Der große Unterschied, wenn eine Staffel rauskommt, ist, dass ich dann gar nicht weiß, was passiert, weil ich ja nie das Drehbuch lese. Ich gucke mir das sozusagen an, wenn es im Fernsehen läuft. Beim Album höre ich die Songs die ganze Zeit alleine. Da habe ich ein ganz anderes Verständnis dafür, welchen Track die Leute feiern werden. Ich dachte zum Beispiel, „Fats A$$” wird am meisten von allen Songs gefeiert. Dabei warfare es jetzt „Eine gute Frau”, der eingeschlagen ist wie eine Bombe. Wo die Leute auch immer noch heftig drüber reden. Das ist vor allem dann good und interessant, wenn du es verschiedenen Leuten zeigst. Meine Schwester hat eine ganz andere Meinung als meine Freundin, mein Bruder und meine Mutter. Meine Mutter liebt natürlich alle Songs, wo keine Schimpfwörter drin sind. Das ist sehr unterschiedlich, aber es ist schön, dass dann trotzdem für jeden irgendwie was dabei ist.

Der Schaffensprozess jetzt für das Album im Vergleich zur Schauspielerei, das sind ja schon zwei große Unterschiede. Gefällt dir eins davon besser als das andere?
Additionally Schauspielerei ist cool, aber mit sehr viel Warterei verbunden. Ich bin ein ungeduldiger Mensch und magazine das gar nicht. In der Zeit hätte ich auch zehn Alben schreiben können, bei zweieinhalb Monaten „Die Discounter“-Dreh. Witzigerweise habe ich „Eine gute Frau” in Hamburg geschrieben, während ich „Die Discounter” gedreht habe. Du bist ja den ganzen Tag am Set. Dann habe ich halt frei zwischendurch. Da gibt es so DIY-Studios und dann bin ich halt dahin. „Eine gute Frau” und „Für die Vibes” habe ich beides in Hamburg geschrieben. (Nura ruft ihren Hund) Chili, komm her! 

Die Abschlussfrage ist auch zu deinem Hund Chili. Schläft sie wirklich beim Outro „Chilis Lullaby” ein?
Additionally Chili ist bei dem Track eingepennt. Wir haben den Beat gemacht und sie hat einfach so laut geschnarcht im Studio. Auf dem Track ist aber auch noch meine Freundin Awa. Deshalb heißt es auch „Awa’s Track/Chili’s Lullaby”, weil wir beide dort gesungen haben und die Alte gepennt hat. Und Chili ist auch selber auf dem Album mit drauf. Sie bellt nämlich bei „Bella“, hat aber leider kein GEMA. Sie ist noch nicht angemeldet, aber fürs vierte Album melde ich sie secure an.

Fotos: Crew Nura 

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